Mit Sicherheit auf Schiene: Brandschutz in Bahnhöfen


Hohe Besucherfrequenzen und großflächige Bauten stellen Brandschutz in Bahnhöfen vor eine Belastungsprobe.
24
Mai
2022
Die Infrastruktur eines Bahnhofs stellt mit ihrer Größe den Brandschutz vor enorme Herausforderungen. Man nehme beispielsweise den neu errichteten Wiener Hauptbahnhof: Dieser wird (laut seinem Wikipedia-Eintrag) täglich von rund 1.070 Zügen angefahren und von 268.000 Fahrgästen genützt. Im Brandfall gilt es die Baustruktur zu wahren und so Personen umfassend zu schützen, bis diese evakuiert werden können. Dies erfordert nicht nur die Einhaltung strenger gesetzlicher Auflagen, sondern auch State-of-the-art Brandmelde- und Löschtechnologien.

Planung von baulichem Brandschutz an Bahnhöfen

Zunächst müssen die Anforderungen an die Gebäude eines Bahnhofs definiert werden. Wie werden beispielsweise einzelne Gebäudeteile genutzt, mit welchen Nutzungsfrequenzen ist zu rechnen? Wie viele Bahnsteige sind geplant und sind diese überdacht? Basierend auf den definierten Anforderungen können Mindestdimensionen (z. B. von Fluchttüren, Stiegenhäusern oder Rauchabzugsvorrichtungen), Fluchtwege, Feuerwehrzufahrten und Rettungswege festgelegt werden. Bahnsteige müssen beispielsweise so ausgeführt werden, dass sie im Brandfall so lange brandhemmend wirken, bis alle Personen sicher evakuiert wurden. Diese Anforderung hat großen Einfluss auf die Bauweise sowie die Materialwahl. Vorgaben zur Ausführung der baulichen Maßnahmen finden sich unter anderem in den Technischen Richtlinien Vorbeugender Brandschutz (TRVB). Um konkrete Brandschutzmaßnahmen zu evaluieren, werden diese im Vorfeld mit theoretischen Brandszenarien durchgespielt. Eines dieser Szenarien ist beispielsweise ein sich im Bahnhof befindender Reisezug in Vollbrand. In diesem Fall ist aufgrund der Hitzeentwicklung ein Verweilen am Bahnsteig nicht mehr sicher, es müssen also zusätzliche Fluchtwege über die Gleiskörper bedacht und miteingeplant werden. Weitergedacht, müssen Verständigungs- und Reaktionsketten an die einzelnen Abteilungen des Bahnhofs (Sicherheit, Elektrizität, Schaltzentrale und dergleichen) festgelegt werden. Sind alle (baulichen) Anforderungen geklärt, kann mit der Planung der Brandmelde- und Löschanlagen begonnen werden.

Brandmelde- und Löschanlagen an Bahnhöfen

Für den Schutz von Menschenleben im Brandfall bedarf es den Einsatz moderner Brandschutztechnologien. Feinfühlige Rauchmelder und Temperaturmesser können bereits kleinste Brände rechtzeitig erkennen und an die Steuerzentrale weiterleiten. Automatisch schließende Brandschutztüren und sich selbstständig öffnende Belüftungsvorrichtungen schützen vor einer Ausbreitung der Flammen und gefährlicher Gase. Für Löschzwecke kommen in Bahnhöfen im Regelfall Sprinkleranlagen zum Einsatz. Je nach Größe der Infrastruktur können hunderte bis tausende Sprinkler gefordert sein, welche zentral gesteuert werden. Um den hohen Bedarf an Löschwasser zu decken, muss ein Löschwasservorrat in geeigneter Dimensionierung geplant werden. Diese technischen Vorrichtungen unterliegen strikten Wartungsauflagen und müssen daher in regelmäßigen Abständen (maximal 12 bzw. 24 Monate) einer Revision unterzogen werden. Nur bei ordnungsgemäßer Wartung kann eine einwandfreie Funktion gewährleistet werden. Der Brandschutz einer großen Infrastruktur wie einem Bahnhof bedarf eines abgestimmten Zusammenspiels zwischen durchdachter baulicher Planung und moderner, regelmäßig gewarteter Brandmelde- und Löschanlagen. Erst dann heißt es sicher, „Alles einsteigen!“. Haben Sie gewusst? Das KFV bietet ein breites Schulungsangebot für Brandschutzbeauftragte und Brandschutzwarte an. Alle Infos dazu hier. Das könnte Sie auch interessieren: Titelbild © ÖBB/Wegscheider    
 

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